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Die Orte von Max Picard

 

 

 

Schopfheim: www.schopfheim.de/de/Home

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Geburtshaus von Max Picard in Schopfheim (im Vordergrund links)

 

 

 

Max Picard war ein grosser "Spaziergänger". Wo auch immer und wenn nur möglich, ging er zu Fuss, so z.B. frühmorgens auf den Markt in Ponte Tresa, der Ortschaft am Lugano-See, jenseits der Grenze, wenige Kilometer von seinem Wohnsitz entfernt, gelegentlich aber auch bis zur nächsten grösseren Stadt Varese, die in 4 Stunden erreicht werden konnte. Er liebte es auch, aus dem Zug oder dem Postauto irgendwo auszusteigen, um dann zu Fuss sein Ziel, die Endstation oder die nächste Stadt zu erreichen, selbst wenn es, sie stundenweit entfernt waren.  In seinem Werk "Zerstörte und unzerstörbare Welt" berichtet er über seine Wanderungen in Nord-und Mittelitalien, sowie in den zwei posthum erschienenen Werken "Nacht und Tag- Briefe an eine Freundin" (1967) und in "Fragmente aus dem Nachlass 1920-1965" (1978), sowie in der noch unveröffentlichten Korrespondenz.

Für ihn war das Spazieren nicht wie man es heute  gerne empfindet, eine Art "Erholung für Körper und Psyche", viel mehr war es eine Art innerliches Kolloquium mit sich selber, dem Dichter, und mit der Umgebung als Gedichtetem, quasi ein Exercitium.

 

Der Sohn Michael beschreibt im Nachwort zum "Nach Santa Fosca -Tagebuch aus Italien", List Verlag, München 1989 (Originaltitel "Zerstörte und unzerstörbare Welt" 1951):

 

»Max Picard war ein grosser Spaziergänger. … Es verging daheim auch kein Tag, an dem er nicht einen längeren Spaziergang machte. Er kam dabei gern mit Menschen ins Gespräch, mit Handwerkern, Geschäftsleuten, alten Bäuerinnen, mit Armen und Reichen, mit wem es auch war, und er hatte die Fähigkeit, dem Besonderen in ihnen zu begegnen, das für ein Leben charakteristisch ist oder das ein Schicksal ausmachen kann. Er war also gerade kein "wandernder Philosoph", der seine Gedanken "er-geht". Max Picard war vielmehr ein Seher, der beim Gehen primär einmal nur sah - "sehe ich nicht, dann ist es mir wie als ob ich nicht lebte", so sagte er -, und erst sekundär entwickelte sich aus dem Sehen das Wort. Das Gesehene erschien ihm als Bild, das dann durch seine der alemannischen Mundart nahen, wahrheitsgetreuen Sprache entweder zur Dichtung in Prosa oder zum einfachen und grundsätzlichen philosophischen Wort des "Schau, so ist es" wurde.

Ein solches Gehen ist ein Ausdruck von Freiheit, die tiefer reicht als sogar Erkenntnistrieb oder Naturverbundenheit. Die Wirklichkeit zeigt sich dann in der Selbständigkeit, die sie uns erst eigentlich interessant macht. Dann kommt durch sie dem Menschen auch ein "Mehr" zu - ein Grundbegriff von Max Picard -, die Fülle und Dauer, die im eigenen Innern doch immer nur in Unterbrechungen gegenwärtig sind….«

 

Man könnte unzählige Beispiele dazu anführen. Die unterstehenden Fragmente (aus Max Picard: Fragmente aus dem Nachlass,1978) zeigen im Ersten wie der Philosoph und Dichter, beim Spazieren, mit-hört, im Zweiten, wie er die ausgesprochen mannigfaltige präalpine Landschaft der Südschweiz und im weitesten Sinne, des sog. Insubrienlandes, sieht und erklärt, und in den beiden letzten Fragmenten, wie das Auge des Spazierenden beim Gehen in der winterlichen Landschaft den Schnee empfindet:

 

Spaziergänge

 

Nicht Schöneres gibt es, als zu spüren, wie der Tritt des Menschen, der neben einem geht, auf die Erde schlägt, und wie der Ton dieses Trittes in der Weite des Himmels verklingt.

 

Landschaft im Tessin:

Die Landschaft ist schön hier, primär ist die Schönheit an sich da. Die Landschaft fährt mit den Linien nur der vorgegebenen Schönheit nach. Deshalb ist sie auch so mannigfaltig: in tausend Versuchen sucht sie, die Schönheit zu erhaschen, festzuhalten, dauernd bei ihr zu sein, doch nie erreicht sie das "an sich" und deshalb muss sie sich tausendfach verwandeln.

 

Schnee: Es schneite und schneite. Der Wald sollte niedergedrückt werden durch den Schnee: Aber indem der Schnee auf den Wald fiel, zwischen den Stämmen herab, schien der Wald zu steigen. Von oben senkte sich das Weisse des Schnees herab, von unten schien sich das Dunkel des Waldes zu heben.

 

Im Schnee: die Dinge sind wie aus dem Traum eines Gottes gefallen. Sie liegen da, ruhig, als ob sie immer so gewesen wären, damit der Gott traumlos schlafen kann.

 

 

Um nur einige der beliebtesten Ortschaften in seiner Umgebung aufzuzeichnen, die er immer gerne auch mit seinen Freunden zu besuchen pflegte, oder von denen er seine Postkarten schrieb - in Klammern Gebäude oder Kunstwerke, die ihm viel bedeuteten - seien folgende erwähnt:

 

Das Malcantone mit seinen Ortschaften auch im sogenannten "Alto Malcantone", Caslano und sein Berg, Ponte Tresa, Varese, Castelseprio (Santa Maria foris Portas mit den rätselhaften Fresken) und Castiglione d'Olona (Fresken des Masolino da Panicale), Como (S.Abbondio), Vigevano mit seinem grossartigen Platz, die Ortschaften am Lago Maggiore, von Brissago nach Italien dem piemontesischen Ufer entlang über Cannobio, bis zum Ortasee mit Orta San Giulio, und weiter nach Arona und Angera und entlang des lombardischen Ufers  (Kloster Santa Caterina), bis nach Laveno und Luino, ferner San Bernardino (im italienischen Graubünden). 

 

 

 

 

 

Die Freunde von Max Picard

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